Bonbonnieren

Der Begriff ‚Bonbonniere‘ (auch ‚Bonboniere‘) stammt aus dem Französischen (bonbonnière) und beschreibt eigentlich eine Schale oder ein Gefäß aus Glas, Porzellan oder aus einem anderen Material, in welchen Bonbons, Pralinen, Schokolade oder Fondants (Süßigkeiten aus einer pastösen Zuckermasse) aufbewahrt wurden. Der Begriff ‚Bonbonniere‘ wurde im Sprachgebrauch noch für andere Dinge verwendet. So wurden mitunter auf Hochzeiten sogenannte ‚Bonbonnieren‘ als traditionelle Geschenke der Brautleute an die Gäste verteilt. Das waren dann oftmals kunstvoll verzierte Schachteln mit unterschiedlicher Füllung (wie zum Beispiel kleine Erinnerungsstücke an die Feier, Geschenke oder Süßigkeiten).

Häufiger wurde und wird die Bezeichnung ‚Bonbonniere‘ aber für teilweise aufwendig gestaltete Pralinen- und Schokoladenverpackungen verwendet. Bereits im 19. Jahrhundert war diese Form der Verpackung für Süßigkeiten aller Art äußert beliebt.

Zwei Beispiele mit Buntpapier oder Chromo-Bildchen verzierte Bonbonnieren. Der rechte runde Korb ist handschriftlich datiert auf das Jahr 1868.

Für viele Hersteller aus dem Bereich der Luxuskartonagen-Industrie waren die fantasievoll kreierten Verpackungen ein einträgliches Geschäft. Dazu gehörten unter anderem die Hersteller von Cotillon- und Karnevalsartikeln, die auch eine große Anzahl von Attrappen herstellten.

Beispiele einfach gestalteter weihnachtlicher Bonbonnieren

Man findet ähnliche Schachteln unter anderem in den Angeboten der Dresdner Firma Neumann & Co. Typische Abnehmer kamen damals aus der Schokoladenindustrie, die für ihre Produkte neben den einfachen Bonbonnieren auch durchaus kunstvoll gefertigte Behältnisse wünschten.

Drei Beispiele von Bonbonnieren die im Kundenauftrag gefertigt wurden

Ein weiteres Beispiel hierfür sind auch die in unterschiedlichen Größen existenten Bonbonnieren vom ‚Memminger Mau‘.

Diese speziellen Verpackungen waren mitunter so aufwendig gestaltet, man kann sie schon kleine Kunstwerke nennen, dass sie, nachdem der süße Inhalt verzehrt oder das Geschenk entnommen war, nicht entsorgt, sondern einfach aufbewahrt wurden. Die mit Schokolade oder sonstigen Süßigkeiten gefüllten Bonbonnieren wurden ein nationaler wie internationaler Verkaufsschlager. 

Zwei kunstvoll gestaltete Bonbonnieren

Bonbonnieren von der deutschen Feinkartonagenindustrie wurden damals auch nach den Wünschen der internationalen Kundschaft gefertigt. So ist zu erklären, warum es Bonbonnieren beziehungsweise Attrappen in Form von Base- und Footballs gibt. Von Sportarten also, die in der deutschen Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum bekannt waren.

Besonders beliebt waren jedoch Bonbonnieren, die Alltagsgegenstände mehr oder weniger in Miniaturform darstellten und mit Süßigkeiten oder kleinen Geschenken gefüllt werden konnten. Im Auftrag der berühmten K.u.K. Hofzuckerbäckerei Demel aus Wien wurden ausgefallene Bonbonnieren unter anderem aus Dresdner Pappe gefertigt. Zwei bis jetzt mit Sicherheit zu belegende Dresdner Pappe Auftragsarbeiten waren eine Wanduhr (sehen Sie dazu das Belegstück in der Bildergalerie) und der Katzenkopf. Der Kopf mit dem ‚Demel‘-Aufkleber findet sich im Salzburger Weihnachtsmuseum. Demel ließ neben den Dresdner Pappe Objekten auch in Thüringen extra für das Weihnachtsgeschäft Weihnachtsmänner, Belsnickel und Knecht Ruprechte aus Pappmache zum Befüllen anfertigen.

Miniaturvarianten von Gegenständen oder Tieren werden heutzutage gerne der Dresdner Pappe zugerechnet. Nicht wenige solcher Exponate fanden ihren Weg an oder unter den Weihnachtsbaum. Alle die folgenden Beispiele von Bonbonnieren sind zu öffnen.

Bonbonnieren gibt es auch noch heute, aber sie sind mit dem Formenreichtum und den teilweise komplizierten, fantasievollen Ausführungen ihrer Vorgänger von Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht zu vergleichen.