Lametta, Engelshaar und künstlicher Schnee

Waren die ersten Weihnachtbäume noch mit Äpfeln, Nüssen und Süßigkeiten geschmückt, so kam ungefähr ab Mitte des 19. Jahrhunderts Glasschmuck aus dem thüringischen Lauscha als weiteres Dekorationsmittel hinzu. Doch für manche fehlte an einem bunt geschmückten Baum einfach das winterliche Flair einer verschneiten Weihnachtszeit. Findige Tüftler, deren Namen sich leider nicht erhalten haben, hatten sich dafür im Laufe der Zeit verschiedene Lösungen ausgedacht. So entstanden Lametta, Engelshaar und künstlicher Schnee. Sie waren geeignet, den Bäumen in den Räumen eine winterliche Aura zu verleihen.

Der Begriff Lametta ist viel älter als der Christbaumschmuck, den wir damit verbinden. Das Wort „Lametta“ stammt vom lateinischen Wort „lamina“, was so viel bedeutet wie Tafel, man kann es auch als Täfelchen oder Blättchen übersetzen. Als Lametta wurden früher generell feingezogene Gold-, oder Silberdrähte beziehungsweise auf galvanischem Wege vergoldete oder nach Wunsch versilberte Kupferdrähte verstanden, die zwischen polierten Stahlwalzen extrem dünn gewalzt (geplättet) wurden. In Deutschland gab es für diese Art der Drahtzieherei Begriffe wie „Plätt“, „Lahn“, „Lamé“ oder „Lametta“. Seinen Ursprung soll diese Form im französischen Lyon gehabt haben, weshalb solche Drähte auch zuerst als lyonische und später als leonische Waren bezeichnet wurden. In Deutschland waren Nürnberg und Umgebung (Allersberg und Roth) die Zentren der Produktion. Benötigt wurden solche Drähte anfänglich vor allem in der Kleider- und Posamentenindustrie (ein Sammelbegriff für alle möglichen Arten von Kordeln, Bändern, Zierbändern, Spitzen, Quasten etc.). In den Betrieben wurden damit unter anderem Knöpfe übersponnen, Litzen und Quasten geflochten sowie Achselstücke und Schärpen gewirkt.

Wann nun Lametta-Fäden als Christbaumschmuck erstmalig auf den Markt kamen, kann gut belegt werden. Es war um die Jahre 1877/1878. Ein Hinweis hierfür findet sich in der Zeitschrift „Gewerbehalle. Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie“ (Jg. 1879). Darin wird erwähnt, dass seit rund zwei Jahren Lametta „zum Schmuck von Tannenbäumen am Christfest verwendet“ wurde. Vermutlich wurde Lametta erstmals auf der Leipziger Frühjahrs-Vormesse (so hieß das anfänglich wirklich) den Käufern angeboten. Auf dieser Mustermesse wurden neben vielen anderen Dingen auch Attrappen, künstliche Blumen, Cotillon- und Karnevals-Artikel sowie eben auch alle Formen des Christbaumschmucks angeboten. Die Messe in Leipzig war die Wichtigste im ganzen Deutschen Reich. Auf der Frühjahrsmesse bestellten die Käufer den Christbaumschmuck fürs kommende Weihnachtsfest.

Anhand der zahlreichen Werbungen in den Zeitungen im Jahr 1878 kann man gut belegen, wie Lametta als „der neueste Baumschmuck“ ein Verkaufsschlager wurde. Einzelne Anbieter nannten Lametta anfangs auch „Christkindleins Silberhaar“. Beworben wurde es als „lange dünne unverbrennliche Silberdrahtfäden; welche auf die grünen Zweige gestreut werden. Brennen dann die Lichter, so glänzt der Baum, als wäre er von oben bis unten silbern bereift.“

Weihnachtsbaum mit Lametta aus dem Jahre 1916
Weihnachtsbaum mit Lametta aus dem Jahre 1916
Weihnachtsbaum mit Lametta um das Jahr 1925
Weihnachtsbaum mit Lametta um das Jahr 1925
Weihnachtsbaum mit Lametta aus dem Jahre 1932
Weihnachtsbaum mit Lametta aus dem Jahre 1932
Weihnachtsbaum mit einzelnen Lametta-Strängen
Weihnachtsbaum mit einzelnen Lametta-Strängen

Wer Lametta als Christbaumschmuck erfunden hat, ist leider bislang unbekannt. Die Werbung in den Zeitungen hilft diesbezüglich nicht weiter, da sie fast ausschließlich von Wiederverkäufern geschaltet wurde. Bis jetzt konnte ich nur die Gebrüder Dittmar mit Sitz in Heilbronn als frühe Produzenten identifizieren, denn sie boten bereits 1878 Lametta aus eigener Produktion als brillanten Christbaumschmuck zum Kauf an[i]. Lametta-Fäden gab es in verschiedenen Längen. Sie wurden mit einer Länge bis zu 160 cm angeboten. Das Aufkommen des Lamettas wurde von der Glasindustrie in Sonneberg, Lauscha und Umgebung durchaus kritisch gesehen. Diese beklagte um 1890, dass zahlreiche Käufer lieber Lametta anstatt ihres gläsernen Christbaumschmucks kaufen würden, um die Weihnachtsbäume zu schmücken. Das zeigt sich an den Beispielfotos. Auf den Bäumen hing so viel Lametta, dass anderer Christbaumschmuck keinen Platz mehr hatte.

Zu Beginn bestand Lametta aus einem extrem fein ausgewalzten Stanniol, das auf beiden Seiten mit einer Blei-Silber-Legierung beziehungsweise mit einer Zinnauflage versehen wurde (sogenanntes Stanniol-Lametta). Die daraus geschnittenen Fäden hatten eine Breite von anderthalb bis zwei Millimeter. Dieses Lametta war unter anderem deshalb so beliebt, weil es schwer war und damit gut am Baum hing.

Von den Produzenten wurde die Ware in Kilozöpfen gebündelt und zu den entsprechenden Großhändlern geschickt. Dort wurde das Lametta wiederum von Heimarbeitern portionsweise in Tüten, Kuverts oder Schachteln verpackt.

Lametta wurde jedoch nicht nur als lose Streifen an den Baum gehängt, sondern war ebenso Ausgangsmaterial für weitere Formen des Christbaumschmucks. Lametta-Girlanden oder Lametta-Sterne erfreuten sich schon bald einer größeren Käuferschicht.

Die Firma Wolf in Fürth war einer der Lametta Hersteller.
Die Firma Wolf in Fürth war einer der Lametta Hersteller.
Beispiel einer damaligen Eislametta Werbung.
Beispiel einer damaligen Eislametta Werbung.

Am 20. Juni 1891 meldete die Coburger Zeitung, dass ein Hersteller einen neuen Christbaumschmuck kreiert habe. Er nahm dafür bunte durchsichtige Glaskugeln und befüllte diese mit Lametta. Wurden diese Kugeln vom Sonnenlicht oder Kerzenschein angestrahlt, glitzerte es von innen heraus, was einen besonders schönen Effekt erzeugt haben soll.

Um 1900 kamen farbige Lametta-Varianten auf den Markt. Bei deren Herstellung wurden die Fäden durch schnell trocknende Lacke gezogen. Neben den farbigen Varianten gab es in dem Zeitraum auch gemustertes Lametta. Hierbei wurden beim Plätten der Drähte keine glatten, sondern gemusterte Walzen benutzt.

Lametta entwickelte sich schnell zu einem internationalen Exportschlager. Einer der ersten großen Lametta-Abnehmer war Russland. Zahlreiche Bäume im Zarenreich wurden so geschmückt. Allerdings entstand in Russland im Laufe der Zeit eine eigene Lametta-Produktion, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts ihr Lametta sogar nach Deutschland exportierte. Ein weiterer Großabnehmer des Lamettas waren bis 1914 die Vereinigten Staaten. Der Erste Weltkrieg verhinderte den weiteren Export und in Amerika entstand in Folge eine eigene erfolgreiche Fabrikation.

Lametta wurde nicht nur für den Weihnachtsbaum benutzt. Der bayerische Fischereiverband schlug bereits 1882 vor, Köder zum Angeln mit Lametta zu verzieren, da Fische auf das Glitzern unter Wasser reagieren würden. In Indien wiederum wurden Lametta-Fäden bei religiösen Feierlichkeiten verwendet[ii].

Galt Lametta lange Zeit als unbrennbarer Christbaumschmuck, so musste die Feuerwehr im Jahr 1916 feststellen, dass entgegen dieser Annahme das sogenannte „Eis-Lametta“ sehr leicht, wie Magnesium, brennen würde. Von der Verwendung dieses speziellen Lametta-Schmuckes wurde aus Feuerschutzgründen dringend abgeraten[iii].

In den 1930er-Jahren gab es in Deutschland Lametta-Produktionen in Breslau, in Allersberg (bei Nürnberg), in Roth (bei Nürnberg), in Frankfurt a. M., in Kirchhain (Niederlausitz) und im Harz. Der Lametta-Verbrauch im Deutschen Reich lag bei ungefähr 750 Tonnen pro Jahr. Im Jahr 1937 wurden laut Ausfuhrstatistik ungefähr 20 Tonnen davon in die Vereinigten Staaten, die Niederlande und die Schweiz sowie nach Großbritannien, Kanada, Dänemark, Schweden und Mexiko exportiert.[iv]       

Werbeblatt mit Lametta Produkten der Firma Carl Eckart mit Sitz in Fürth aus dem Jahre 1926
Werbeblatt mit Lametta Produkten der Firma Carl Eckart mit Sitz in Fürth aus dem Jahre 1926
Werbeblatt eines unbekannten Herstellers mit Christbaumschmuck aus Metall und Lametta zwischen 1920 und 1930
Werbeblatt eines unbekannten Herstellers mit Christbaumschmuck aus Metall und Lametta zwischen 1920 und 1930

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Versuche unternommen, den Blei- und Zinngehalt der Lametta-Fäden zu senken, da diese Materialien in der Industrie dringend anderweitig benötigt wurden. Aus diesem Grunde wurde versucht, das Zinnblei-Lametta durch Aluminium-Lametta zu ersetzen. Das Aluminium-Lametta konnte sich jedoch aufgrund seines geringen Gewichtes nicht durchsetzen. Es war fünfmal leichter als das herkömmliche Lametta und flog beim kleinsten Luftzug vom Baum. Ein weiteres Manko war, dass es sich zu leicht kräuselte.

Im Jahr 2015 wurde die Lametta-Produktion in Deutschland eingestellt. Die Nachfrage war seit dem Zweiten Weltkrieg immer weiter gesunken. Für viele ist Lametta einfach zu altmodisch und zudem nicht umweltfreundlich. Heutiges Lametta stammt überwiegend aus China.

Engels- beziehungsweise Feenhaar

Mit Lametta eng verbunden ist das sogenannte Engelshaar, das auch als Engelslocken, Feen- beziehungsweise Marienhaar bezeichnet wurde. Manch Hersteller hatte dafür seine eigene Bezeichnung und nannte die Fäden „Gold- und Silberhaar“[v]. Streng genommen gibt es Engelshaar beim Christbaumschmuck zwei verschiedenen Materialienarten. Zum einen das aus Lametta und zum anderen das aus Glaswolle. Wenden wir uns zuerst einmal dem aus Lametta zu.

 

Weihnachtsbaum mit Lametta-Girlande und Engelshaar im Jahr 1930
Weihnachtsbaum mit Lametta-Girlande und Engelshaar im Jahr 1930
Weihnachtsbaum mit Lametta und Engelshaar
Weihnachtsbaum mit Lametta und Engelshaar

Als 1878 das ‚normale‘ Lametta auf den Markt kam, konnte man bereits parallel Engelshaar kaufen, nur wurde es zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht so genannt. Es wurde einfach als Lametta angeboten, aber eine Beschreibung aus einer Werbung des Jahres 1878 veranschaulicht bereits den Unterschied zum ‚normalen‘ Lametta: „dieser [Lametta]Schmuck besteht aus feinen, ächt versilberten Metallfäden, welche – leicht auseinander gezogen – netz oder spinnenwebartig um die Zweige des Christbaums gehängt, eine außerordentlich schönen und blendenden Effekt“ offenbart. Wurden die Lametta-Fäden normalerweise einfach über die Äste der Bäume geworfen, so wurde hier von einem netzartigen Aussehen gesprochen. Weihnachtsbäume, die so geschmückt wurden, erweckten wirklich den Eindruck, als seien sie unter einem Spinnennetz verborgen.

Die früheste Werbung, die ich bis jetzt gefunden habe, in der namentlich ‚Engelshaar‘ in Gold, Silber oder Kupfer angeboten wurde, stammt aus dem Jahr 1882. Die Länge der Fäden variierte hierbei stark. Übliche Angebote offerierten Längen zum Kauf von 90-100 Meter, es gab aber auch Varianten bis zu 1.000 Meter Länge. Um 1890 wurde die Auswahl der Farben erweitert. So konnte, wer es wollte, Engelshaar verpackt in Kuverts in Regenbogenfarben kaufen. Variationen gab es auch in der Prägung der Fäden. Es standen glatt oder gerippt zur Auswahl.

Werbung aus dem Jahr 1925
Werbung aus dem Jahr 1925

Wie bereits erwähnt, wurde unter der Bezeichnung „Engelshaar“ auch eine Variante aus Spinnglas (Glasgespinst / Glaswolle) angeboten. Auch hier gab es verschiedene Farben zur Auswahl (so zum Beispiel in Beige, Blau, Grün und Rot). Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde aus Mangel an Rohstoffen (man brauchte Metall in der Industrie) Engelshaar hauptsächlich aus Glas, wovon genügend zur Verfügung stand, gefertigt. Drei Kilogramm Scherben ergaben rund 16.000 Kilometer Gespinstfäden[vI]. Ursprünglich wurde es von den Glasbläsern hergestellt. Ende der 30er-Jahre wurden jedoch Glasfäden automatisiert in der Industrie gewonnen.

Foto um 1920
Foto um 1920

Eiszapfen

Ein weiteres beliebtes Dekorationsmittel für den Weihnachtsbaum waren und sind künstliche Eiszapfen. Bereits im Jahr 1868 wurden Eiszapfen aus Zucker zur Verzierung der Christbäume von einem Coburger Konditormeister zum Kauf angeboten. Den frühesten Hinweis auf gläserne Eiszapfen, den ich bis jetzt gefunden habe, stammt aus dem Jahr 1875. Der Regensburger Glasbläser Chr. Kappelmeyer annoncierte sein von ihm gefertigtes Eisglas und seine Eiszapfen alsir Zeit wurden gläserne Eiszapfen von vielen Glasbläsern angefertigt.

Wenn man nun Zeitschriftenwerbung als Indikator für die Verbreitung der Eiszapfen als Christbaumschmuck nimmt, kann man feststellen, dass ihr Siegeszug um 1880 begann. Ab diesem Zeitraum lassen sich zahlreiche Angebote für „Eiszapfen aus Crystall“ nachweisen. Form, Größe und Farbe variierten.

Foto um 1940
Foto um 1940
Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee und Eiszapfen aus dem Jahre 1914
Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee und Eiszapfen aus dem Jahre 1914
Beispiel verschiedener gläserner Eiszapfen
Beispiel verschiedener gläserner Eiszapfen
Werbung um 1910
Werbung um 1910

Mitte des 20. Jahrhunderts gab es sogar Plastikvarianten, die aber nie das Flair der gläsernen Originale erreichen konnten.

Eine weitere Eiszapfen-Variante sind solche aus geprägter Pappe. Es gibt unterschiedliche Ausführungen. Manche sind gold- oder silberfarben, andere sind weiß bemalt und mit Marienglas oder Glimmer bestreut.

Eiszapfen weiß (2)

Künstlicher Schnee

Um die weihnachtliche Stimmung in die gute Stube zu bringen, kam man im 19. Jahrhundert noch auf weitere Ideen, die Äste der Weihnachtsbäume winterlich zu dekorieren.

Eine beliebte Variante bestand aus Watte (manchmal auch als ‚Schneewolle‘ bezeichnet). So sollte der Anschein eines beschneiten Baumes erweckt werden, der sozusagen direkt aus dem Wald in die gute Stube gebracht wurde. Das Problem war nur, Watte brannte leicht. Verschiedene Hersteller, wie zum Beispiel die Münchner Firma Conrad Gautsch (Chemisches Laboratorium für Flammenschutzmittel) oder die deutsche Imprägnierungs=Anstalt in Mügeln bei Dresden, kamen daher auf die Idee, eine imprägnierte, nicht brennbare Watte herzustellen und unter verschiedenen Namen wie „Schneeflocken“, „Flimmerwatte“, „Christbaumschnee“ oder „künstlicher Schnee“ auf den Markt zu bringen.

Weihnachtsbaum und Girlanden mit Watte verziert
Weihnachtsbaum im Jahre 1911
Weihnachtsbaum um 1920

Werbungen in Zeitungen aus der Zeit deuten darauf hin, dass diese Art des Christbaumschmucks um 1880 auf den Markt kam. Selbst Vertreter der Feuerwehr plädierten bereits um 1881 dafür, die imprägnierte Watte am Weihnachtsbaum zu verwenden[viii]. So würde die Gefahr von – in der Weihnachtszeit gehäuft auftretenden Zimmerbränden – stark reduziert werden. Manche Watte-Varianten waren zusätzlich zur besseren Wirkung am Baum mit glitzerndem Marienglas (Selenit / kristalliner transparenter Gips, der in Thüringen abgebaut wurde) bestreut. Der Vorteil des gemahlenen Marienglases war seine hohe Brillanz.

Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee und Lametta
Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee und Lametta
Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee und Lametta
Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee und Lametta
Werbung für Asbest-Schnee um 1910
Werbung für Asbest-Schnee um 1910

Um 1890 kam noch sogenannter Asbest-Schnee auf den Markt. Es gab ihn in mindestens zwei Varianten. Zum einen in Asbestform selbst, welches sich infolge seines flockigen seidenglänzenden Aussehens gut als künstlicher Schnee eignete[ix]. Zum anderen wurde Watte mit Asbest imprägniert, die ebenfalls als Asbest-Schnee angeboten wurde[x]. Da die Gefahr von Asbest damals noch nicht bekannt war, wurde er ganz offen als ‚Asbest-Schnee‘ angeboten. Um den Effekt von Schnee noch mehr hervorzuheben, wurde der Asbest-Schnee mit Marienglas versehen.

Raureif

Eine weitere Variante für die Ast-Dekoration war die Illusion von gefrorenem Raureif auf den Ästen, die ebenfalls um 1881 auf den Markt kam. Die Äste wurden hierbei mit Klebstoff überstrichen und mit einer anderen Art von künstlichem Schnee bestreut. Die Produkte hatten so vielversprechende Namen wie „Diamanten-Glitzer“ oder „herrlich funkelnder Winterreif“. Dabei handelte es sich einerseits um fein gemahlenes Marienglas. Jeder so bestreute Ast funkelte wunderbar im Kerzenschein. Es ging und geht vom Marienglas keine Brandgefahr aus. Sobald es direkt mit Feuer in Kontakt kommt, wird es weiß und zerfällt zu Pulver.

Werbepostkarte um 1920
Werbepostkarte um 1920
Werbepostkarte 1918
Werbepostkarte 1918

Eine weitere Art, Glanz auf die Äste zu bringen, war Metallpulver, welches spätestens um 1890 als „Streu“ oder „Streuglanz“ auf dem Markt kam[xii]. Es war nichts anderes als von Maschinen wie Stroh zu Häcksel zerkleinertes Lametta. Um die Äste damit zu verzieren, wurden diese mit Gelatine oder mit einem anderen Klebstoff bestrichen und anschließend mit dem zerkleinerten Lametta bestreut.

[i] Deggendorfer Donaubote. Heimatblatt für Deggendorf und das Donau-Wald-Gebiet vom 18.12.1878, S. 404.

[ii] Münchner neueste Nachrichten. 82 Jg. (1929), Ausgabe vom 22.12.1929.

[iii] Erdinger Anzeiger. Zugleich Lokalblatt für Wartenberg, Taufkirchen, Isen. Jg. 1916, Nr. 154 (Samstag, 23. Dezember).

[iv] Salzburger Volksblatt, Jg. 1938, Folge 193 (Dienstag, 20. Dezember 1938), S. 5.

[v] Joh. Gg. Heckel’s sel. Erben, Allersberg bei Nürnberg. Werbung im Adressbuch der Stadt Nürnberg (1888), S. 110.

[vi]  So laut einem Bericht im Völkischen Beobachter vom 24. Dezember 1939.

[vii] Regensburger Anzeiger: General Anzeiger und Handelszeitung vom 19.12.1875.

[viii] Kreis-Feuerwehrzeitung für Unterfranken, XI. Jg. (1884), Heft 11, S. 100.

[ix] Tannenbaumschnee, in: Lavantthaler Bote, 12. Jg. (1898), Nr. 4819. November 1898

[x] Ein Hersteller war unter anderem die Münchner Firma Metzeler & Co. Vgl. den Hinweis in der Münchner Stadt-Zeitung, 4. Jg. (1892), Heft Nr. 188 (20. Februar), S. 14.

[xi] Ein Hersteller war Joh. Gg. Heckel’s sel. Erben, Allersberg bei Nürnberg. Er stellte unter anderem auch Lametta, Gold- und Silberhaar her. Werbung im Adressbuch der Stadt Nürnberg (1888), S. 110.