Dresdner Pappe
- Definition
Der Begriff Dresdner Pappe ist heutzutage in Sammlerkreisen ein Synonym für vielerlei Christbaumschmuck aus Karton, Pappe oder Pappmaché geworden. Doch einiges, das so tituliert wird, hat streng genommen rein gar nichts mit dem historischen Dresdner Pappe Christbaumschmuck zu tun. Was den meisten Sammlern und Sammlerinnen nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass das Sammelgebiet nicht homogen ist. Das, was wir als Dresdner Pappe sammeln, setzt sich in Wahrheit aus Attrappen, Bonbonnieren, Christbaumschmuck, Gegenständen für Cotillon-Touren, Knallbonbons und Sargverzierungen zusammen. Ja, sie haben richtig gelesen – Sargverzierungen.
Die durch dieses Sammelsurium entstehende Verwirrung ist verständlich, denn es existiert keine allgemeingültige Definition, was Dresdner Pappe eigentlich ist. Es stellt sich also die Frage, wenn es keine Definition gibt, wie kann man dann Dresdner Pappe trotzdem erkennen? Um dieses Manko etwas auszugleichen, möchte ich ein paar Anhaltspunkte geben.
Das Durcheinander beginnt eigentlich schon bei der Bezeichnung Dresdner Pappe. Aufgrund ihres leichten Materials müsste man eigentlich von ‚Dresdner Karton‘ sprechen, aber da sich der Begriff Dresdner Pappe eingebürgert hat, werde ich ihn beibehalten.[i] Nimmt man nun das Herstellungsmaterial als Ausgangsbasis, hat man für die Beschreibung von Dresdner Pappe einen ersten Anhaltspunkt. Alle Stücke sollten eines gemeinsam haben, sie müssen aus sehr dünnem Karton bestehen. Alles, was aus fester Pappe oder anderem Papiermaterial (zum Beispiel Pappmaché oder dickerer Pappe) gefertigt wurde, gehört demnach nicht dazu.
Ein weiterer Anhaltspunkt liegt in der Herstellungstechnik. Dresdner Pappe Objekte sind meist sehr sauber geprägt, ausgestanzt und montiert. Montiert heißt in diesem Zusammenhang, dass die Stücke mindestens aus einer Vorder- und Rückseite bestehen. Oftmals wurden weitere Bestandteile wie Füße, Flügel, Personen, Räder etc. hinzugefügt. So entstanden kunstvolle dreidimensionale Tiere und Gegenstände in Miniaturform. Dies zeigte sich bereits bei den ersten Dresdner Pappe Herstellern, die dieser neuen Form des Christbaumschmucks immer ein mehr oder weniger dreidimensionales Aussehen gaben. Es gibt jedoch auch Objekte, wie sie zum Beispiel von der Dresdner Firma H. Gottschald & Co. gefertigt wurden, die eher ‚halbplastisch‘ waren, das heißt, sie waren etwas flacher, hatten aber immer noch eine gewölbte und geprägte Vorder- und Rückseite.
Dieser Hinweis ist wichtig, denn in Sammlerkreisen werden zur Dresdner Pappe auch ganz flache, einseitig geprägte oder ausgestanzte Objekte gezählt. Solche Stücke haben nur eine gestaltete Vorderseite, die Rückseite ist flach und besteht meist nur aus blankem Karton oder ist einfarbig bemalt. Diese Varianten wurden von Prägefirmen unter anderem in Annaberg-Buchholz hergestellt. Sie dienten zur Verzierung von Gegenständen und Spielzeug oder fanden Verwendung in Scrap-books. Solche flachen Objekte gehören daher für mich (das ist meine ganz subjektive Meinung) nicht in die Kategorie der Dresdner Pappe. Zumal sie von ganz anderen Herstellern produziert wurden.
[i] Der Unterschied zwischen Karton und Pappe liegt im Gewicht, das pro qm ermittelt wird. Bei einem Gewicht von 150 bis zu 600 Gramm pro qm spricht man von Karton. Alles über 600 Gramm pro qm wird als Pappe bezeichnet.